Ein Fußball – Experte und „positiv Fußball – Verrückter“ wurde 80 Jahre alt
In den Medien werden sie oft beschrieben, die Millionen von Fußballsachverständigen in diesem Lande, die sich rühmen, den Fußball mit Alleinvertretungsanspruch zu verstehen, vieles und alles besser zu wissen, wenn es um das „runde Leder“, die Regeln, die Spielweise und das Können oder Versagen von Trainern, Spielern, Schiedsrichtern und Fußballfunktionären geht.
Da aber gibt es einen, der nicht in die Kategorie der Stammtisch-Theoretiker passt! Denn Dieter Rutz – eine Emmendinger Fußball-Legende – ist einer, der dieses Handwerk „Fußball“ wie kaum ein Anderer von klein auf er – und gelebt hat, der alle Stationen in Vereinen durchlaufen durfte, auf höchstem Niveau selbst gespielt hat, alle Arten von Menschen in der Sportart Fußball trainieren, Funktionäre belehren und beraten musste, auch ehrgeizigen Eltern die fußballerischen Grenzen ihrer Sprösslinge schonend, aber deutlich beigebracht hat.
Und heute, längst im Rentenalter, ist er noch fast täglich damit beschäftigt, mit unermüdlichem pädagogischem Ehrgeiz den Fußball in allen seinen Facetten von Trainingsmethoden an Kinder und Jugendliche, aber auch an Menschen mit Handicap zu vermitteln. Da gerät es fast zur Nebensache, dass er in den Sechzigerjahren als überregional bekannter Torhüter der Regionalligamannschaft des FC Emmendingen gegen die Fußballlegenden des FC Bayern München um Trainer Tschik Cajkovski, Beckenbauer und „kleines dickes Müller“ Tore verhindern sollte und dass er mit seinem Team bundesweite Bekanntschaft erlangte, deren Gründe hier nicht länger erörtert werden sollen.
Nach seiner aktiven Karriere stellte er sich – neben einem intensiven Berufsleben – ganz in den Dienst des FC Emmendingen, sei es als Jugendtrainer, manchmal sogar als „Notnagel-Übungsleiter“ für die Erste des FCE, wenn diese mal wieder in Abstiegsnöten war oder ein Wiederaufstieg aus unteren Leistungsklassen angestrebt wurde.
Wenn auch immer wieder andere, verdiente Personen im Funktionärs – und Jugendtrainerbereich des FC Emmendingen tatkräftig mitwirkten – bekanntlich werden Erfolge im Fußball immer nur im Teamarbeit erreicht – so war Dieter Rutz maßgeblich und federführend daran beteiligt, eine FC Emmendingen A-Jugend – Mannschaft Anfang der Neunzigerjahre hervorgebracht und trainiert zu haben, die in Südbaden auch einem SC Freiburg oder FC Freiburg ebenbürtig war und deren Spieler nicht nur maßgeblich den späteren Oberliga – Kader bildeten, sondern die auch heute im Leistungsbereich des Fußballs Karriere machen durften.
Interessanterweise waren vorübergehend fünf Spieler dieser Mannschaft später an der Fußballschule des SC Freiburg als Trainer – und Ausbilder tätig und die Ex- FCE – Fußballer Brosamer Matthias, Schneider Manuel, Schweizer Martin, Voßler Lars und Weis Bernhard haben alle die fußballerische Ideenvielfalt eines Dieter Rutz erfahren dürfen.
Und weil der Fußball bekanntlich keine Grenzen kennt, so ist es auch nicht
verwunderlich, dass der heute 80 – jährige „Fußball – Unruheständler“ mit stets neuen Ideen auf sich aufmerksam machte. Mit seinen „Crocky – Turnieren“ ist ihm ein bemerkenswerter Durchbruch in mehrfacher Hinsicht gelungen:
In Zeiten, wo man an Schulen und in Vereinen teils verzweifelt versucht, Kindern und Jugendlichen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen einen Zugang zu Sport und Bewegung, damit eben auch zum Fußball zu ebnen, gelingt es einem Dieter Rutz, eine Spiel – und Organisationsform zu entwickeln, die es ermöglicht, dass leistungsstarke Spieler in wechselnden Zusammensetzungen der Teams sogar mit Kindern mit Behinderung Fußball erleben dürfen, Erfolgserlebnisse teilen und so ein echter Beitrag zur Inklusion in dieser Gesellschaft gelingt. Dass die Teilnehmer sich beeindruckend selbst organisieren, keine Schiedsrichter benötigen und jedem echte Teilhabe ermöglichen, das müsste alle Pädagogen an Schulen aufhorchen lassen. Die Eduard – Sprangerschule in Emmendingen/Wasser hat dem 80–jährigen Dieter Rutz auf ihrer Homepage bereits ein kleines Denkmal gesetzt.
Ganz zum Schluss muss man noch über den Kunstmaler, Karikaturisten und
Plakat – und Fahnengestalter Dieter Rutz reden. Sein Multitalent ist auf
Flohmarktplakaten, an den Wänden des Jugendraumes und auf großflächigen
Ankündigungen von FCE – Heimspielen Woche für Woche zu bewundern.
Unermüdlich werkelte er an der Herstellung von Fahnen bei Jugendturnieren,
unvergessen seine Unikate bei den „Young – Master – Turnieren“ in der Karl –
Faller – Halle mit den handgemachten Emblemen und Logos aller
Gastmannschaften aus nah und fern. Oft wurde ich von auswärtigen Besuchern gefragt, wer denn für dieses eindrucksvolle „Rahmenspektakel“ verantwortlich sei und irgendwann machte dann die Vokabel „unersetzlich“ die Runde, wenn man den Verantwortlichen benannt hatte.
Ganz zuletzt will der Verfasser dieses Schreibens nicht unerwähnt lassen, dass
Dieter Rutz in Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Freund und „Hobby –
Partner“ und mitverantwortlichem Jugendbetreuer im FCE, Gerd Deist (leider
vor 2 Jahren verstorben) auch für die eindrucksvollen Karikaturen verantwortlich zeichnet, die dessen Buch über schulische Erinnerungen zu einem großen Erfolg verholfen haben. Ein Multi-Talent wurde soeben 80! Wir Fußballer gratulieren und verneigen uns.
Manfred Voßler
Foto Neithard Schleier