Zum Tod von Prof. Dr. Toni Graf-Baumann

Wenn ein Nachruf alle Lebensleistungen von Toni Graf-Baumann würdigen soll, dann müsste man ein vielseitiges Spektrum von Aufgaben, Tätigkeiten und von ihm initiierten Entwicklungen aufzählen, die einen Menschen beschreiben, dessen berufliches und daneben auch ehrenamtliches Engagement seinesgleichen sucht. So sollen diese Zeilen dem Menschen gewidmet sein, der als medizinischer Fachmann, als Gesundheit – Sachverständiger auf vielen Gebieten sich weltweit als „FIFA-Professor“ einen Namen gemacht hat. Dass er dann Ende der 90 er Jahre beim Amateurfußballclub FC Emmendingen als ehrenamtliches Vorstandsmitglied landete, ab 2004 sogar für 4 Jahre als 1. Vorsitzender fungierte, das war in vielerlei Hinsicht ein Glückslos für den damals in große finanzielle Probleme verwickelten Verein.

Verzichten werden wir an dieser Stelle aber auf eine riesige Liste von Daten und beruflichen Tätigkeiten, die den Rahmen eines Nachrufes sprengen würden. Bekannt wurde er im Verein als FIFA-Funktionär, der sich mit dem Thema Doping, der Gesundheitsprävention und der Schmerztherapie einen weltweiten Ruf erworben hatte. Dass er, der zuvor in dieser Funktion fast alle Kontinente der Welt, alle großen Städte besucht hatte, um bei Tagungen und Konferenzen zu vielen gesundheitlichen Themen sein Fachwissen zu vermitteln, sich ausgerechnet im ländlichen Breisgau niederließ, kommentierte er einst mit der Bemerkung, dass er genau diesen Kontrast für den Alltag benötige. Mitte der Neunzigerjahre lernten wir uns dann in Teningen kennen.

Sein Wirken beim FCE begann mit der Anfrage, ob sich die Vereinsführung und die aktiven Fußballer vorstellen könnten, an einer wissenschaftlichen Studie teilzunehmen, die die Auswirkungen des Kopfballspiels auf die Gesundheit der Spieler untersuchte. Diese Studie im durch den legendären Bautrupp renovierten Elzstadion bekam dann in Fußball-Deutschland größte Aufmerksamkeit. Denn Themen wie „Ab welchem Alter dürfen Kinder das Kopfballspiel trainieren?“ oder wie müssen Trainer geschult werden, dass sie bei diesem Thema fürsorglich für Fußballer und vor allem mit Jugendmannschaften umgehen, erfuhren im Fußballbereich höchste Aufmerksamkeit. Damals verantwortliche FCE-Jugendtrainer waren dankbare Abnehmer für die neuen Erkenntnisse und auch im Vorstandskreis wurden diese thematisiert.

Neu für mich als damaliger sportlicher Leiter im FCE war sein Umgang mit dem Thema „Schmerztherapie“. Er kümmerte sich bei den FCE-Aktiven bald um den aus seiner Sicht damals im Amateurfußball kritikwürdigen Umgang von Spielern und Trainern mit Schmerzmedikamenten. Seine Beobachtungen und Erkenntnisse aus Gesprächen mit verletzten Spielern thematisierte er umgehend in Vorstandssitzungen. Seine Forderung an uns alle: Untersagt bitte umgehend den Missbrauch von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Voltaren, die Spieler und Trainer oft ohne ärztlichen Rat und nach eigener Rezeptur eingenommen hatten, um nach Verletzungen wieder fit zu werden. So wurde er auch bei den Spielern als Fachmann für Osteopathie bekannt. Seine weiteren Spezialgebiete, für die er die ganze Welt bereiste, wurden uns immer dann vor Augen geführt, wenn er eine Einladung zu Vorstandssitzungen per E-Mail bekam und dann aus fernen Ländern die Antwort kam „Tut mir leid, ich bin gerade in Lima, in Sydney oder in New York.

Zu den größten Verdiensten von Toni gehört aber die Gestaltung der 100 Jahr-Feier des FC Emmendingen im Mai 2003, wo es durch seine Vermittlung gelang, den renommierten und weltweit bekannten FIFA-Präsident Sepp Blatter als Gastredner zur unvergessenen Gala – 100 Jahre FC Emmendingen 03 – zu gewinnen. Toni ermöglichte mir damals im Spätjahr 2002 ein Treffen mit Sepp Blatter in Visp in der Schweiz, wo ich im 4-Augen-Gespräch seinen Einsatz bei der Gala planen durfte. Die Medien in ganz Deutschland berichteten von diesem Überraschungs-Coup des FC Emmendingen und Sepp Blatter und seine charmante Gattin genossen drei Tage unsere Gastfreundschaft bei einer Feier, die den Namen „GALA“ wahrlich verdient hatte. Ohne Toni und seine Kontakte wäre das alles nicht möglich gewesen.

Nun bleibt für uns alle nur das Gedenken an einen Mann, der dem Fußballclub Emmendingen seinen unvergesslichen Stempel aufgedrückt hat. Wer nun wirklich an seinem unermesslichen beruflichen Wirkungskreis interessiert ist und mehr über ihn erfahren will, dem darf man eine Suchmaschine im Internet empfehlen. Dort gibt es hochinteressante Einsichten in sein lebenslanges Wirken.

Ruhe in Frieden, Toni!

Im Namen vieler Weggefährten im FCE

Manfred Voßler